Secondary Sakoku-ism


In Anlehnung an einen vorangegangene Beitrag zum Leben als Gaijin innerhalb japanischen Hoheitsgebietes, noch ein Neuzugang in die Top-Five der “Wie man Internationalisierung im Keim ersticken kann” – Liste. Doch vorher noch solltet ihr euch zumindest an Filme wie “Shogun” oder “Last Samurai” erinnern, bevor ihr euch “Lost in Translation” und verwirrt durch meine Populär-Wissenschaft über den Begriff sakoku den Kopf zermartert.

1.) Der Neuzugang: Ausländer, die in Japan arbeiten und leben wollen, sollen nun einen Sprachtest absolvieren. Das wäre eine durchaus legitime Angelegenheit, wenn da im Hintergrund nicht so einiges im Argen liegen würde, wie z.B. das vor sich hin rottende Schulsystem im Lande. Das verwehrt mit seiner uralten Didaktik und Methodik seinen Töchtern und Söhnen den Zugang zu ausländischen Sprachen und der reellen Chance, auch einmal einen Ausländer jenseits des Fernseh-Seppltums kennen zu lernen und mit diesem eine Konversation abseits von “Hello.” führen zu können.
2.) Hier sei an die Einführung von biometrischen Daten für einreisende Ausländer, nicht jedoch für Japaner, erinnert. Würde mich als Japaner auch weigern, und mich fragen wieso ich denn so etwas brauchen sollte, wenn ich nicht einmal einen Personalausweis mitzuführen habe. Ausländer böse und komisch, wir nicht. So!
3.) Ein Sprachtest für Jobs in Japan wird schon seit längerer Zeit verlangt und macht auch Sinn. Allerdings nur, wenn man in einer größeren japanischen Firma in Japan arbeiten möchte, oder halt bei einer ansässigen deutschen. Dieser Test findet weltweit allerdings nur einmal im Jahr statt. Er besteht aus vier unterschiedlichen Graden. Und zwischen dem dritten und zweiten liegen Welten, bzw. eine Welt. – Die japanische. Wie oft findet doch gleich der TOEFL statt?
4.) Das JET-Programm. Unendliche Weiten. Wir schreiben das 2008. Noch immer herrscht kein Austausch zwischen den Welten, unbekannte Summen Geldes werden hin- und her geschoben und verschwinden im sogenannten Grassroot-Diplomacy-Nebel, der stereotype Nationenbilder in seinen “Wachturm” -ähnlichen Bibeln und entsprechendem Gedankengut für Generationen weiter existieren lassen zu wollen scheint. Es ist ein Ãœberwachungssystem, dass keine Kritik duldet und jährlich frischen, naiven Nachschub benötigt. Wissenschaftliches Wissen um Transkulturalität oder Kulturbegriffe, die auch nur ansatzweise aus dem neuen Jahrhundert stammen könnten hinter sich lassend, fliegt es weiter…
5.) Der Klassiker: Die Alien Registration Card. – Nach Hause telefonieren…

Wir harren der Dinge, die da kommen mögen.


One response to “Secondary Sakoku-ism”

  1. Als Besitzerin einer Alien Registration Card, als Nicht Besitzerin von Fingerabdrücken für die biometrische Erfassung von Ausländern, als Besucherin von bereits über 70 Schulen in Japan und als Teilnehmerin des JET-Programms kann ich nur sagen “thumbs up” für diesen Post. Sollte man jedoch einräumen, dass es ohne das JET-Programm noch düsterer aussehen würde….

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