Honorardozenten, Dilemmata und die Zukunft


Mir geht mein Job langsam an die finanzielle und nervliche Substanz, was wiederum dazu führt, dass ich an meinem letzten bisschen Verstand zweifele. Das wollte ich schon lange mal für mich in Worte gefasst und auch hier wiedergegeben haben. Denn dafür ist dieser Blog auch gedacht. Aber um es sachlich aufzuweisen und ohne Umschweife auf die harten Fakten zu sprechen zu kommen, hier eingangs ein paar grundliegende Informationen. Dabei sind einige meinerseits nur ergänzt worden. Dass es sich hierbei nicht nur um meine Situation, sondern der vieler Kollegen handelt, sollte dabei klar sein. An den aktuellen Streiks im Erziehungs– und Bildungssektor sind wir bisher nicht beteiligt, was aber dringendst geändert werden sollte. Und zwar vor den anstehenden Wahlen, bzw. bevor auch diese Aufmerksamkeitswelle verebbt.

  • Honorardozent – ohne Festanstellung
  • – zu sein bedeutet formal:

    a) von der Auftragslage abhängig zu sein (im konkreten Fall mit Verträgen auf Monatsbasis)
    b) die Last der Renten und Krankenversicherung alleine zu tragen (im konkreten Fall der entscheidende Knackpunkt)
    c) ohne tarifliche Vereinbarungen zu arbeiten (miserable Honorare bei gleichzeitigem Verdienstausfall bei Krankheit und in den Ferien (im konkreten Fall auch an Feiertagen)
    d) unbezahlte, bis unnachvollziehbare niedrig entlohnte Stunden (im konkreten Fall im Rahmen der Vor- Nachbereitung und der Korrektur von Hausaufgaben und Tests)

    Zudem befinde ich mich aufgrund meines Status leider auch in der höchsten Steuerklasse.

    Warum das alles aberwitzig bis grotesk in vielerlei Hinsicht ist, kann man sich hier in zusammengefasster Form vor Augen führen lassen.

    Abgesehen vom drastischen Anstieg der Opportunitätskosten und der zu Tage tretenden Kollateralschäden: Zwischen Kopfschütteln, welches Headbanging gefährlich nahe kommt, und dem Versinken im Phlegmatismus, haben die oben erwähnten Rahmenbedingungen auch andere interessante Nebeneffekte und Konsequenzen hervorgerufen.

    Kurz gesagt:

    Der Job macht Spaß, aber für mich persönlich keinen Sinn mehr.


    2 responses to “Honorardozenten, Dilemmata und die Zukunft”

    1. Da ich gerade schon beim Thema bin…

      Verschuldet bin ich durch mein Studium bereits. Diese Schulden setzen sich aus BaföG, sowie einem verzinsten Darlehen zusammen. Ebenfalls, aber wenigstens bereits abgearbeitet, kamen zwei Semester Studiengebühren dazu.

      Dies muss meiner Meinung nach ebenso in Worte gefasst werden. Über den Zweiten Bildungsweg erlangte ich die Hochschulreife. Für dieses System bin ich bis heute dankbar. Aus Erfahrung und in vermeintlich weiser Voraussicht, ging in während meines Studiums ins Ausland und ging nebenbei diversen Tätigkeiten meist auch über längeren Zeitraum nach. Warum mir aber ohne nähere Begründung ein einjähriger Job bei einem öffentlichen Fernsehsender im Rahmen meines Nebenfaches “Medienwissenschaften” nicht als praktisches Seminar / Semester angerechnet werden “konnte”, ist mir bis heute ein Rätsel und Grund zum Ärgernis. Dieser kostete mich ein Semester Wartezeit für ein bereits überfülltes und zu absolvierendes Seminar, sowie dadurch entstandene Studiengebühr für ein Semester.

      Volle Seminare, Professoren- und Lehrermangel, bürokratische Umwege, sinnlos verbrachte Zeit, durch diese und andere Umstände an dieser Stelle mal nicht näher zu beleuchten.

      An dieser Stelle spare ich mir, die Mail zu publizieren, in der ich eine Professorin an meine auf Wunsch eingereichte, bereits benotete Magisterarbeit, erinnere und nach einem Jahr und der zweiten Erinnerungsmail, einen lapidaren Kommentar der Sekretärin erhielt.

      Erinnert mich zunehmend an Ãœberlebenstraining auf fortgeschrittenem Level im modernen Leben.

    2. We gotta find ways, bro!

      Das kann ja nicht mehr so weitergehen. Wir sollten uns Gedanken machen, wie man so eine Art von Schule auf kooperativer Grundlage aufbaut und nicht so ausbeuterisch, wie es sich hier darstellt.

      Eine Art genossenschaftliche Sprachschule. Das wäre was, oder?

      Ein, zwei Ideen hätte ich schon, aber man muss checken, wie man das verwirklichen kann. Die Implementation ist ja der Knackpunkt…

      Kopf hoch, lass uns was ändern…

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