Been a nice ride


Wir schreiben das Jahr 2020.

D. ist um Jahre gealtert. Das ist gut, denn es steht ihm. Immer noch. Das weiß er, das wissen wir. In den letzten Jahren hat er für sich, explizit nur für sich und um ein bisschen vorzusorgen, eher schwächere als überragende Filme gedreht. Perlen, die nur bestimmte Zielgruppen erreichen, werden darunter auch wieder zu finden sein. Charakterrollen, deren Figuren er gibt, weil er gern das erdachte Gedankengefüge um eine Rolle einmal auf einer Liste am Kühlschrank als abgehakt wahrnehmen möchte, werden die Lücken zwischen diesen Perlen füllen.

Tag X

Während er sich die Zähne putzt, um danach mit Zahnseide die letzte Nacht sanft der Geschichte hinzuzufügen, vielleicht aber auch nur aus Gewohnheit die Enden in Händen haltend, vor dem Spiegel steht, klingelt es an der Tür. Im Flur kommt die erste Sonne durch ein abgeklebtes Fenster und wirft eine bekannte Form als Schatten auf den Boden. Post ist weniger geworden in den letzten Jahren, daher wundert er sich selbst, als er sich nur mit einem schwarzen Tshirt und Unterhose bekleidet durch die Türen Richtung Briefkasten bewegt. Lugt er durch die Tür zum Esszimmer, sieht er einen Stapel an Büchern um sein Laptop liegen, das nicht auf Standby gestellt und die ganze Nacht hindurch an war. Drehbuch xy auf dem Schirm, eine leere Flasche daneben. Auf dem Sofa zeichnen sich die attraktiven Rundungen einer Frau ab.

Das Licht bricht sich um die Form des Pakets herum, das auf dem Kasten abgesetzt wurde. Staubflocken sinken im Licht auf und ab. D. blinzelt ein wenig, nimmt eine Hand auf Stirnhöhe, um sich die Sendung besser ansehen zu können. Sein Gesicht verzieht sich. Auf dem Paket ist kein Absender zu entdecken, aber etwas macht noch mehr stutzig. Die linke Hand wandert zum Kinn, kratzt durch die grauer gewordenen Stoppeln um die Grübchen. Das Paket ist interessant verpackt. Zwei sich diagonal kreuzende Streifen wandern über das Paket, das sich als schwer erweist.

Dezidiert öffnet David das Paket so, dass sich von außen die Öffnung kaum sichtbar zeigt. Er hebt es an, die Öffnung weitet sich, als ihm eine Flasche in die geöffnete Hand gleitet. Am Flaschenhals baumeln ein paar festgeknotete Strumpfhalter, die nur wenig vom Label des Glenlivet 12 verdecken können.

An dieser Stelle höre ich auf, denn schön schmutzig mit Witz persiflieren, das kann auch ich.


(Quelle: YouTube | Comic-Con: Californication on Anti-Hero Panel 2010)

Erwirb die Rechte an den Figuren. Dreh bescheidene Filme, veredle andere durch Anwesenheit. Unterwirf dich, um am Ende das zu tun, was du gar nicht tun musst, weil du es ganz einfach nur als Nebensache mit Bravour meisterst. Begib dich im Jahr 2021 von mir aus erst an die Fortsetzung von “Californication”, zeige wie die Figuren sich weiterhin entwickelt haben. Trau dich aber zwischenzeitlich zumindest an einen weiteren “X-Files”-Film heran, um zu sehen, dass du durch die Fan-Unterstüzung via Crowdfunding eine Art “X-Files: The next Generation” mit dir in der Hauptrolle der ersten fünf neuen Staffeln anspruchsvoll auf die mobilen Endgeräte bringen kannst, David.

Hank Moulder, so long good bye! – Most of the time it has been a fantastic ride, Motherfucker!

Spoiler-Alarm: Der Song von Elton John rundete das Gesamtgefüge der letzen Szenen der Abschlussfolge der siebten und letzen Staffel von “Californication” ab. Hier eine Hommage im Rahmen einer anderen.


One response to “Been a nice ride”

  1. Californiacation, sehr sehr geil!!!!!
    Ãœbrigens D. hat ne tolle Frisur 🙂

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