Komm, geh! | II


Ankunft.

Straßen, die in noch kleinere und Wege und Gassen übergehen oder münden. Abgrenzungen, Begrenzungen. Gesetzte, gestellte, gelegte. Baumarktprodukte aus Stein und Plastik nebeneinander, aufeinander, umeinander herum gestellt. Mit grünspanigem Wasser gefüllte Plastikflaschen, die man immer wieder sehen kann. Pflanzen. Bepflanzungen um die Grundstücke herum, an den Begrenzungen entlang. Wo auch immer möglich. Kübel, Kisten, Kästchen. Fassaden, die sich ähneln. Dächer, die sich berühren. Häuser, die sich problemlos liebkosen könnten, wenn sie leben würden. Die kleinen, liebevoll gepflegten Miniatur-Gärtchen in dem Wohnviertel mag ich von Anfang an. Selbst das Moos, das überall zu sehen ist.

Der Wagen hält mitten in diesem Beschriebenen vor einem Tor. Daneben, bzw. unter einem Vordach des Hauses steht ein deutsches Auto Marke „Stereotyp“ für gewisse Gesellschaftsschichten in dem Land, das ich vor gefühlten zwei Tagen ohne Schlaf verlassen habe. Koffer werden aus dem Kofferraum geladen.Füße voreinander gesetzt, diese durch einen kleinen Vorhof gezerrt, bis eine weitere Tür geöffnet vor den Zehenspitzen fühlbar wird. Wir treten über arrangierte Steinplatten, neben denen ein getrimmter Baum steht. Danach kommt eine weitere Öffnung in meine wohnräumliche Zukunft, die nicht über eine Türangel geöffnet wird, sondern über Führungsschienen gleitet. Sie ist braun und hat getrübte, konvex-konkave Glasfelder mit innerem Hohlraum, die die Sicht in den dahinterliegenden Wohnraum einschränken. Das weitere Betreten wird zudem vorerst durch ein aufschreckendes Etwas, das auf mich zustürmt, gestoppt. Es erreicht zwar kaum die Höhe des Übergangs vom aufgesetzten Fuß zur Mitte meines Schienbeins, hat aber dafür beträchtlich viel mehr Haare als ich an beiden Schienbeinen. Es spricht, und ich meine die Landessprache zu verstehen. Kurz darauf wird es dann von einer markanten Stimme, die aus dem Hintergrund raunzt, gerufen. Weitersprechend und dabei vor- und zurückschauend, entschwindet das Etwas aus meinem Gesichtsfeld. Später stellt sich heraus, dass es nicht die Landessprache war, in der es versuchte sich zu verständigen, und es sich um einen Yorkshire Terrier handelte, der mir zu anderem Zeitpunkt in Landessprache auch namentlich vorgestellt werden sollte. Ein weiteres Tier wird irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt hinzukommen, was ich aber noch nicht ahnen kann. Momentan habe ich auch den Namen vergessen, erinnere mich aber wieder daran, dass ich immer „Hunde ab Kniehöhe“ bevorzugt habe. Kleineres Getier mit Schleife im Haar, welches sich mit mir anfreundet, ist mir ein Gräuel.


(Quelle: Youtube | (2007) Addquest – Lo-life Saver – Remix)

Innenansichten.

Nachdem ich die ersten Tore, Türen und Stufen überwunden habe, stelle ich mich der Herausforderung, an meine Füße zu kommen. Dick bin ich nicht, also klappt es eigentlich ganz gut. Nur das Gleichgewicht will sich nicht wirklich einstellen, so dass ich mich an der Tür auf Gleitschienen festhalte, die aber noch nicht komplett in ihre Einfahrt zurückgekehrt ist. Diesen kleineren Zwischenfall übergehe ich gekonnt, um in die bereitgestellten Pantoffeln zu schlüpfen, die ich aufgrund der Gestaltung, des Materials und der Tatsache, dass man sich diese mit anderen teilt, normalerweise nur ungern genutzt hätte. Ich werde mich daran gewöhnen müssen…später auch können.

Eine lockige Frau ist das, was ich als nächstes wahrnehme. Sie ist die Quelle der markanten Stimme, die das Etwas vorhin zurückgerufen hatte. Sie scheint Befehlshabende in diesem Raum zu sein, mutmaße ich an dieser Stelle, während ich versuche auf ihre Worte, die ich als Frage wahrnehme, zu reagieren. Nun bin ich gefordert, beziehungsweise bereits überfordert. Ich versuche, erneut an meine Füße zu kommen, diesmal ist keine Tür in Griffweite. Stolz auf mich, schaffe ich es wieder und bringe in Kontext mit einigen Worten so eine Selbstvorstellung zustande. Diese wird als verstanden entgegnet, woraufhin ich diverse Sachen aus diesem Ding auf Rollen brauche, an dem ich mich bis vor Kurzem noch selbst abgeschleppt habe. Während ich diesen Gedanken versuche zu vollenden, und mich im Raum in Gedanken schon auf der Suche nach dem Abstellörtlichkeit bin, strömen mir weitere Worte in Nationalsprache entgegen. Diese kann ich nicht deuten, nicht verstehen und frage mich, wann ich aufwachen werde. Ich bewege mich wieder von unten nach oben, wobei ich überlege, wie ich mich immer wieder daran erinnern soll, ob gerade eben Gemachtes und von mir Gegebenes nun richtig oder falsch gewesen sein könnte.

Nicht nur ich werde beschnüffelt, sondern auch der zweite Mann aus dem Auto, das mich vom Flughafen abgeholt hatte. Diesen habe ich im Laufe meines Studiums kennen gelernt. Er war als Austauschstudent mit einem Kommilitonen einer der ersten Bewohner dieses Landes, den ich jemals traf und persönlich näher kennen lernen sollte. Heute weiß ich, dass er mir die Haut ein bisschen rettete und einige gute Worte für mich einlegte. Die Befehlshabende war davon überzeugt, dass ihre Äußerungen von Anfang an von mir verstanden werden würden und ich sinngemäß auf diese Reaktion zeigen könnte.

Dies als Chance wahrzunehmen, vieles zu Erleben, Befehle verstehen zu lernen und anderes gekonnt ins Gegenteil umkehren zu können, war von da an meine Herausforderung für ein Jahr. Hätte ich zu dem Zeitpunkt bereits wissen sollen…können.

Geschenke, diverse Süßwaren aus der Heimat, sind überreicht worden. Es kehrt Ruhe ein, mir wird mein Zimmer im Haushalt gezeigt. Wir passieren das Wohnzimmer, das nahtlos in die Küche übergeht. Der mächtige Tisch, der dort steht, ist für mich eine Erinnerung an die Möglichkeit, Ritter der Tafelrunde vor Ort zu finden und dort zu versammeln. Ritter kommen dort letzten Endes nicht zusammen, doch auch so illustre Runden an Persönlichkeiten, die sich dort zum Trinken und Essen versammeln werden.

Eine weitere Tür weiter, muss ich. Ich muss, frage nach Müssen-können Örtlichkeit und werde nach links verwiesen. Die Tür, die vorher eine weitere war, schließt sich wieder hinter mir. Ich betrete einen Raum durch eine weitere andere, um mich dort vorübergehend niederzulassen. Konfrontiert werde ich mit Wärme unter meinem Gesäß, welche mich an Seminare an der Uni denken lässt. Ich meine, mich erinnern zu können, diese Örtlichkeit schon vorher einmal in einem Lehrbuch vorgestellt bekommen zu haben. – Oder war es nur durch Gespräche über hiesige Örtlichkeiten?

Sprechen, Sprache. Beides hat die ersten drei Buchstaben gemeinsam. Sprinkleranlage auch. Ein zufriedenes Lächeln zeichnet sich spürbar um meinen Mundwinkel herum ab. Das Problem, wo ich mir für den Rest des Abends die Hände waschen kann, erledigt sich prompt durch das Betätigen der Wasserspülung. Auf dem Spülkasten ist ein Becken mit Hahn, aus dem direkt Wasser beim Tätigen der Spülung kommt. Danke, Toto.


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