Fakten, Fuck, Fakten



Das Semester hier ist nun zu Ende, was bedeutet, dass ich nun schon bald ein verdammtes Jahr hier bin. Es erscheint mir gerade mehr als zweifelhaft, hier noch ein Jahr zu verbringen, so sehr nervt mich das Leben, äh die Existenz, hier gerade an. Es soll kein Beitrag zur reinen Meckerei werden, doch bisher habe ich es auch noch nicht verschriftlicht oder hier von mir gegeben. Doch auch dafür ist dieses Blog auch da, oder? Ich bin mies drauf Punkt
Wenn ich ich sehe, was ich für diesen Job binnen kürzester Zeit an Energie aufgebracht, organisiert und am Ende verloren habe, und nun sehe, was dafür als Gegenwert besteht oder zu haben ist, dann könnte ich einfach nur laut schreiend durch die Gegend laufen und dabei kirre lachen. Nochmal kurz für die, die es noch nicht mitbekommen haben: Im letzen Jahr erhielt ich ungefähr Mitte/Ende Mai einen Anruf meiner ehemaligen Japanisch-Lehrerin, die mich auf das Job-Angebot hier aufmerksam machte. Einerseits befand ich mich in der Bedrouille, aus dem Teufelskreis der Lehrtätigkeit auf Honorarbasis ausbrechen zu wollen, um weitere Verschuldung jenseits von Studienkredit und BAföG zu vermeiden und weiterhin für einen Hungerlohn Zeit meines Lebens zu verlieren, selbst wenn der Job durch die vielen interessanten Leute aus aller Welt Spaß gemacht hat. Andererseits hegte ich auch immer noch den Gedanken im Hinterkopf, noch einmal nach Japan zu reisen und andere Teile des Landes zu sehen, eventuell auch Sprachkenntnisse zu erweitern, sowie einem Synapsenknoten aka Traum hinterherzujagen. Dies sollte jenseits von reiner Eigenfinanzierung und dem einfachen Touristen-Visum stattfinden, so viel zu meinen Gedanken seinerzeit. Die Idee war gut, doch die Welt ist niemals bereit. Ich bewarb mich für den Job, es war nicht die erste Bewerbung nach Japan, bekam ihn und trat Ende September die Reise nach Japan an. Vorab versuchte ich eine Aussage über den Verdienst zu ergattern, was trotz wiederholter Anfrage weder von deutscher, noch von japanischer Seite zu erfahren war oder preisgegeben wurde. Das Risiko ging ich aufgrund einer privaten Aussage eines gegenwärtigen Kollegen ein, der mir sein Gehalt grob bekannt gab. Da mein bisheriger Bildungsweg hier nach dem hiesigen Stand der Dinge nicht anerkannt wird und ich keinen Doktortitel besitze, bekomme ich nun wesentlich weniger als erwartet. Da jedoch die ersten zwei Jahre steuerfrei sind, ist es mehr Geld als ich jemals monatlich zur Verfügung stehen hatte. Das Boni-System hat zudem die Steuerlasten aus Deutschland bereinigt und verschafft endlich ein bisschen Luft allgemein.
Geld ist aber leider der einzige Grund, der mich hier verweilen lässt. Zusammenfassend und mit einfachen Worten: Der Job ist frustrierend und langweilig, die ländliche Lage und die Ansammlung von dort lebenden Existenzen deprimierend. Insgesamt fehlt es an Esprit und Lebensfreude, das Klima und Wetter saugt an der Substanz. Hier Japaner kennen zu lernen und Freundschaften zu schließen, gestaltet sich in meinem Alter zudem arg schwierig, wobei ich mit dieser Aussage absolut nicht allein da stehe. De facto kenne ich nun eine Handvoll Japaner nach einem Jahr, mit denen ich kommuniziere, wobei Kollegen leider schon mitgezählt sind. Natürlich auch einige Studenten, doch da ich mittlerweile deren Vater sein könnte, bestehen kaum Anknüpfungspunkte oder die Grundlage für eine ernstzunehmende Freundschaft jenseits der Lehrtätigkeit und des Campus-Lebens. Ich bin definitiv kein Typ, der Schwierigkeiten hat, Leute kennen zu lernen oder Kontakte zu schließen, doch das hier ist echt eine traurige Resonanz. Man kann hier wohl leben, bzw. Zeit überbrücken, doch das reicht einfach nicht aus, um mit den Minuspunkten zurechtzukommen. So langweilig der Job auch ist, der Lohn dafür ist ok. Nur das Leben neben diesem unbefriedigenden Job ist leider auch nicht viel besser, sondern allenfalls ein “mangelhaft” und ein empfundenes “ungenügend” wert.
Insgesamt hatte ich mir vor meiner Reise alles anders vorgestellt und erhofft, doch nun schreit alles wieder nach einer Alternative. Das kommende Winter-Semester werde ich wohl noch mitnehmen, auch wenn ich keinen Schimmer habe, wie ich den Winter hier überleben soll. In manchen phlegmatischen Momenten sehe ich mich hier schon versauern und die übrigen 2 Jahre verbringen, doch in hellen Momenten kommt das nicht ansatzweise in Frage.


4 responses to “Fakten, Fuck, Fakten

  1. SCHEISSE! DU BLEIBST DA!! JETZT HABE ICH MICH ENTSCHIEDEN DIESES DÄMLICHE LAND ZU BESUCHEN UND ALLE SCHEISS ANGST FAHREN ZULASSEN UND 78 SCHREISS-STUNDEN IM DRECKS-FLIEGER ZU SITZEN UM DICH IN DEM SCHEISS LAND ZU BESUCHEN, JETZT WARTEST DU GEFÄLLIGST BIS ICH MEINEN SCHEISS ARSCH IN DIESES SCHEISS LAND GESETZT HAB. SCHEISSE!

  2. Auweia. Das klingt aber echt frustrierend. Hoffe, dass du genug Motivation für den Winter in der Einöde sammeln kannst …
    Geniess die Tage in der Heimat und viel Spass + “Daumendrück” für die Ãœberraschung am nächsten Samstag. 😉
    Die Unbekannte. 🙂

  3. Wer zum Henker ist denn nu der “Scheiss” Popohase???
    Auf jeden Fall sollte Popohase Dich besuchen kommen, aber kleiner Tipp an Popohase:
    Nimm Dir kein Mammutprogramm vor. Nimm Dir ruhig ein paar Tage Auszeit in “Svens Dorf”. Hätte ich die nicht gehabt, hätte ich glaube ich am Rad gedreht…

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