Einzug


Heute habe ich endlich den Schlüssel für meine Wohnung erhalten, was der Pendelei zwischen Guesthouse oder Hotel und der Uni endlich ein Ende setzt. Die Butze befindet sich nur 10 Minuten mit dem Bus von der Universität entfernt, der aber in den Abendstunden arg weltfremde Fahrtzeiten aufweist. Bis ins Stadtzentrum von Kanazawa sind es mit dem Bus dann auch ca. 20 Minuten, wobei in den Abendstunden nach ein paar Bier zu europäischen Ausgehzeiten definitiv ein Taxi angesagt sein wird.

Am Wochenende waren Kollegen und ich mit etwa 20 Studenten zu einer sogenannten nomihodai, die von Studenten sehr geschätzt wird, da relativ preiswert Getränke und kleinere Snacks dazu gereicht werden. Für Europäer allerdings ist es eher eine stressvolle Tortur. Um es zu verbildlichen: Wir betraten das Restaurant gegen 18:15 Uhr und wurden durch die letzte Bestellmöglichkeit gegen 19:45 Uhr darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns zu verabschieden hätten. Das ist nicht wirklich gemütlich zu nennen, war mir aber auch schon von früheren Aufenthalten her bekannt. Danach teilte sich die Gruppe in Karaokegänger und Leute, die weitertrinken wollten auf. Ich schloss mich der zweiteren an, da auch noch zwei Kollegen dabei waren. Wieder landeten wir in einer Bar, in der ich schon in der Woche davor war. Dort gibt es zu den Getränken immer Erdnüsse und man wirft die Schalen einfach auf den Boden, was dem Trittgefühl nach zu urteilen schon seit Jahren der Fall ist. Durch das schummerige Licht fällt zum Glück nur dies auf, danach allerdings weiß man am nächsten Tag zumindest, wo man war, denn aus Schuhen oder Hose rieselt der Rest der Sause des Vorabends auf den Wohnungsboden.

Ich verbrachte wieder mal eine Nacht in einem absurden Hotel, in dem die Türen so niedrig waren, dass es aussah, wie in Szenen des Films “Being John Malkovich”. Die Zimmerausstattung war auch klassisch vom Ende der 80’er in diversen Brauntönen gehalten, wobei eine Nachttischvariation mit diversen spielerischen Elektroelementen mit durch die Radiofunktion den Abend mit Hits aus den 30’er und 40’er Jahren versüßte. Leider hatte ich keinen Whisky zur Hand oder eine entsprechende Hotelbar vor Ort, denn das hätte prima zur Atmosphäre gepasst. Dann noch das neue Buch von Murakami Haruki, bevorzugterweise auf Englisch oder Deutsch dazu, und der Abend wäre perfekt gewesen.

Morgen Abend also folgt die erste Nacht in der neuen Wohnung, in der dann allerdings nur ein Futon sein wird. Der Rest muss nach und nach zum Basecamp ausgebaut werden. Zumindest habe ich heute auch den Gasanschluss freigeschaltet und eine Gaskochplatte dazu bekommen, so dass ich endlich morgens einen vernünftigen Kaffee machen und sonst auch mal wieder kochen kann.


3 responses to “Einzug”

  1. hallo Sven,

    so wir haben uns es also wohl türlich geschafft, uns nicht zu treffen….., bevor Du abreist und in filmreife Zimmer ziehst, um dich murikaminesken Alltagsbildern hin zu geben, was sich ja alles sehr abenteuerlich und irgendwie auch fremd anhört…???jedenfalls, Pancho hat gesagt, wir sollen das nicht immer an ihm aus lassen oder war es : über ihn laufen lassen , auf seinem Rücken austragen oder wie heißt das und kann man diese Kommentare im Nachhinein auch wieder löschen hier? Jedenfalls, ich nehme Kontakt auf und hoffe, auf diesem Weg mal Deine aktuelle Mailadresse zu erfahren, und die Antwort, dass wir uns auf Facebook treffen können, lasse ich nicht gelten, denn ich bin da nicht Mitglied. so liebe Grüße Rita

  2. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen!
    Das mit dem Kneipengang würde mich ja schon stören!

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